Wieso Therapie nicht Funktioniert!
- Jérôme Rey

- 7. Juli
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juli
Ich möchte dich in diesem Artikel inspirieren. Falls du Therapeut bist, dann kann dir diese
Inspiration helfen zu verstehen, wieso du manchmal mit deinen Klienten / Patienten nicht
weiterkommst. Vielleicht hast du selbst mit deinen Themen bereits viele Therapiesitzungen hinter dir und
den Eindruck, dass dir nichts wirklich geholfen hat. Trotzdem besteht dein Kernproblem
weiterhin und hat sich im Wesentlichen nicht verändert. In diesem Fall könnte dieser Artikel
dir möglicherweise dabei helfen, zu verstehen, was unbewusst in dir wirkt.", besser zu
verstehen.
Ich möchte hier auf ein bestimmtes Muster hinweisen, welches sich doch regelmässig in
ähnlicher Form in meinen Sitzungen und die meiner Kollegen zeigt. Natürlich gibt es etliche
Gründe wieso eine Therapie nicht funktioniert, im Kern wage ich aber zu behaupten, dass
das nur geschieht, wenn in der Therapiesitzung nicht genügend Kontakt hergestellt werden
konnte. Kontakt mit dem meist verdrängten Thema und zwischen dem Patienten und
Therapeuten. Das kann sich zum Beispiel so zeigen:
Du gehst immer wieder in Therapien und am Anfang fühlt es sich gut an, du hast Hoffnung,
dass es jetzt klappen wird, deine Ängste und / oder Körpersymptome. endlich los zu werden.
Möglicherweise hast du sogar den Eindruck, dass du endlich die richtige Person und die
passende Therapiemethode gefunden hast. Du bist bereit, mit dem Therapeuten
zusammenzuarbeiten und folgst seinen Vorschlägen, bist kooperativ und dennoch fragst du
dich immer mehr, ob eigentlich nichts wirklich bei dir hilft.
Es fühlt sich nicht unbedingt falsch an, mit dieser Person zusammenzuarbeiten. Doch du
fragst dich, was du nach jeder Sitzung wirklich mitnehmen kannst und wie es dir tatsächlich
für deine Zukunft helfen wird. Vielleicht kommst du zu dem Schluss, dass mit dir etwas nicht
stimmt, da dich die Therapie zwar berührt, aber in der Tiefe keine wirkliche Veränderung
stattfindet.
Vielleicht fühlst du dich gar nicht mehr wirklich präsent und machst einfach mit, in der
Hoffnung, dass vielleicht doch ein Wunder geschieht. Doch wenn du ganz ehrlich zu dir bist,
stellt sich keine wirkliche Veränderung ein – zumindest nicht die, die du dir erhoffst. Auch
wenn du höchstwahrscheinlich nicht genau weißt, wonach du suchst. Vielleicht verspürst du
ein wenig Erleichterung und Entspannung, aber nicht wirklich mehr. Fühlst du dich also
wieder einmal am falschen Ort? Vielleicht versteht dich die Therapeutin doch nicht wirklich.
An diesem Punkt fühlst du dich sicherlich ohnmächtig, resigniert und möglicherweise immer
mehr depressiv. Als Therapeut begegnen Sie einem Patienten, der äußerst kooperativ ist und seine Probleme
möglicherweise sogar klar schildern kann. Er kennt sich bestens mit seiner eigenen
Geschichte aus, versteht möglicherweise sogar klar, welche Ursachen dahinterstecken, was
in seiner frühen Kindheit geschehen ist, und welche kompensatorischen Maßnahmen er
ergriffen hat und welche Verhaltensweisen aufgrund von unterdrückten Bedürfnissen
erlernt wurden.
Falls sie Hypnosetherapeut sind, fällt ihnen auf, dass die Person ihren Suggestionen folgt, ein guter Rapport besteht und die Sitzung eigentlich erst mal erfolgreich zu Verlaufen scheint. Und auf einmal mitten in der Sitzung oder auch zu Ende stellt der, die Patientin folgende
Fragen:
Ich verstehe und was kann ich den in Zukunft machen, damit es mir besser geht?
Wie kann ich das alles in meinem Alltag umsetzen? Das klingt ja alles sehr gut und was
mache ich jetzt damit?
Manchmal zeigt es sich auch so, dass der Klient, wie alles zu vergessen scheint und immer
wieder fragt um was es eigentlich geht. Und immer wieder dieselbe frage(n) stellt.
Gemeinsam konnten vielleicht Erkenntnisse gewonnen werden, die kurz darauf wieder
vergessen sind. Als Therapeut könnte macht es gar den Anschein, dass einem die Person
absichtlich anlügt. Es ist dann kaum zu glauben, dass alle Erkenntnisse die sich so gut
angefühlt hatten, einfach weg sind!
Klar ist, niemand macht sowas mit Absicht.
Der Patient versucht alles, verliert aber immer mehr die Hoffnung. Was jetzt? Es ist wichtig, an diesem Punkt zu verstehen, dass sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit ein
Kindheitsszenario wiederholt und der Patient wenig Bezug zu seinen Emotionen und den
zugrunde liegenden Bedürfnissen im Hier und Jetzt hat. Als Therapeut könnte man den
Patienten an dieser Stelle fragen: "Wie fühlst du dich gerade? Erlebst du eine Situation, die dir bekannt vorkommt? Hast du in deinem Leben immer wieder das Gefühl gehabt, dass man dich nicht versteht? Wie fühlt sich das gerade für dich an?"
Hier könnte eine Antwort sein:
Ja das kenne ich. Ist immer wieder dasselbe, es scheint wohl nie eine Lösung zu geben. Ich
fühle Trauer und bin wohl wirklich ein hoffnungsloser Fall. Natürlich können auch Antworten kommen wie:
Ja also nein nicht wirklich, ist immer, dass selbe. Ich weiss auch nicht, an was es liegt. Keine
Ahnung was ich noch tun soll.
Es kann gut sein, dass sie sich hier als Therapeut auf einmal ziemlich verloren fühlen und /
oder Wut in ihnen aufsteigt.
Mit etwas Erfahrung ist es hier ziemlich Offensichtlich, was der Patient hier verdrängt.
Es ist eine versteckte Rebellion am Werk, ein unausgesprochener Protest. Wenn wir verstehen, dass hinter fast jedem Problem, hinter jeder Angst, sich unerfüllte
Bedürfnisse verbergen, die oft einen unbewältigten Protest signalisieren. Dies ist uns
meistens unbewusst, weil die Ursache in unseren frühesten Bindungserfahrungen liegt, die
uns das Leben lang prägen.
Kinder deren Kernbedürfnisse wiederholt nicht erfüllt werden, Versperren sich den Zugang
zu Wut, Aggression und Protest. Die Emotion Wut, die über das sympathische Nervensystem
zustande kommt, fühlt sich für ein kleines Kind bedrohlich an. Also richtet es seine Wut nach
innen. Sobald das Kind älter wird, werden Protest und Wut von Resignation und Kollaps
abgelöst. Wenn es dann im erwachsenen Alter zu Wut kommt, sind wir davon abgeschnitten
(dissoziiert) und es bleiben in unserem Erleben, dann nur die Ängste. Patienten / Klienten
werden dann oft in der Lage sein ihre Ängste zu benennen, spüren aber meist absolut keinen Protest in sich, der eigentlich aber zugrunde liegt.
Oft wird dann sogar eher Trauer gefühlt, besonders wenn Trauer vom früheren Umfeld,
besser akzeptiert wurde.
Hier kann man als Therapeut nachfragen. Fühlt sich den die Trauer, befreiend oder
erleichternd an? Meistens wir sich hier ein NEIN oder ein naja es geht so zeigen. Dann
zeichnet sich schon eine klareres Bild ab, um welche unterdrückten Bedürfnisse es sich
handeln könnte.
Es könnte um das Bedürfnis nach Freiheit und Eigenständigkeit gehen. Die Wut könnte eine
Reaktion auf ein Umfeld sein, das Schwierigkeiten hatte, mit der Autonomiebewegung des
Kindes umzugehen. Diese Hypothese müssen wir jedoch unbedingt überprüfen. Wenn ein Kind mit drohendem Bindungsverlust und einem Versagen seiner Umwelt
konfrontiert wird, aktiviert es in Reaktion darauf Protest. Zwar wird es als Kind nie die erste
Wahl sein, wütend auf eine Bezugsperson zu sein, aber die ursprüngliche Absicht hinter dem
Protest ist ja, auf die Umgebung einzuwirken, damit man sich um seine Bedürfnisse
kümmert. Wut ist eine Mitteilung an die Umgebung, um zu zeigen, was da gerade geschieht
ist nicht in Ordnung, ich brauche euch, kümmert euch um mich!
Wenn das Umfeld dann auf die Bedürfnisse, wie zum Bsp. Geborgenheit, also in den Arm
genommen werden oder Unterstützung im Erkunden der Welt, der Eigenständigkeit positiv
reagiert, beruhigt sich das Kind sofort und die Emotionale Reaktion ist damit abgeschlossen.
Sind aber die Bezugspersonen nicht in der Lage mit feinen Antennen auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, war der Protest erfolglos und die Kernbedürfnisse sind nicht erfüllt
geblieben, was das Kind als bedrohlich erlebt. Der Protest kann sich in Aggression und Zorn
steigern, häufiger jedoch gibt das Kind jede Hoffnung auf, dass sich jemand um es kümmern
wird. Es lernt sich von den Kernbedürfnissen und Emotionen, die diese ausdrücken komplett
abzuschneiden.
Die verspürte Wut könnte für das Kind zu überwältigend sein, da es noch wenig
Möglichkeiten hat. eine so hohe Erregung im Sympathischen Nervensystem auszuhalten Erfolgt also auf den Protest keine Reaktion gerät das Kind in eine Zwickmühle. Als Kind sind
wir nicht in der Lage, gleichzeitig Liebe und heftige Wut gegenüber unseren Bezugspersonen zu empfinden. Und Wut auf die Person zu haben, die eigentlich für uns zu sorgen hat, können wir uns nicht leisten. Es würde eine enorme Bedrohung bestehen. Dieses Dilemma wird meist so gelöst, dass sich das Kind von der Wut abspaltet. Es ist besser das nicht liebenswerte Kind von liebevollen Eltern zu sein, als dass Liebe Kind von lieblosen Eltern. Spaltung und eine Identifikation mit dem «bösen Selbst» was sich später als Erwachsene
übrigens als «der Schatten» zeigt, schafft zuerst mal Raum für Hoffnung. Das Kind fängt an
zu denken, wenn ich diese Seite mal loswerde, die meine Bezugspersonen nicht zu mögen
scheinen, werde ich dann vollständig geliebt!
Das Versagen der Umwelt, wird als eigenes Versagen interpretiert und dies führt als
Schutzstrategie zu einer schambasierten Identifikation.
Zu diesem auf Scham basierter Identifikation gehört die Abspaltung von Erfahrungen und
das Verbannen aus dem Bewusstsein. Selbstbeschämung ist ein parasympatisch dominierter
Prozess. Daraus entstehen dann diverse Verhaltensweisen des Ein- und Ausagierens.
Das Einagieren zeigt sich dann als eigen Kritik, Selbstbeschämung, Selbsthass, Co-
Abhängigkeit. Es wird nach und nach gelernt die Bedürfnisse der Umgebung zu erfüllen.
Ausagieren kann sich zeigen mit, Angriff, manipulativem Verhalten und Kontrollzwang. In den oben beschriebenen Beispielen wird offensichtlich, dass sie auf der Unterdrückung
von Wut basieren und Verhaltensweisen des Rückzugs zur Folge haben. Manchmal kann es
auch zwischen beiden pendeln. Sicher ist, dass der Patient einen negativen Bezug zur Wut
haben wird und dies höchstwahrscheinlich auch äußern wird.
Es kann sein, dass die Person schon etliche Sachen ausprobiert hat. Viele spirituelle Retreat
um endlich ein reines Herz zu haben und nur noch Liebe zu spüren und dieses komische
Grundgefühl loszuwerden. Falls die Person oft ausagiert, dann ist ihr bewusst, dass sie oft
wütend ist und möchte jetzt endlich diese Wut loswerden. Das funktioniert dann für eine
Weile, in transzendierenden Erfahrungen und oder einfach in Gruppen wo zusammen
gesungen und meditiert wird. Und das fühlt sich dann sowas von richtig an! Zurück im
Alltag, gibt es Streit mit dem Partner oder einfach so ein grosses Gefühl von Niemand
versteh mich, Ich fühle mich Alleine! In beiden Fällen, also ob Ein oder Ausagiert wird, ist dies eine Folge der Abspaltung zur
inneren gesunden Aggression!
Für die Heilung geht es geht darum wieder in einem gesunden Masse mit WUT und gar HASS in Verbindung zu kommen.
Zurück zum eingangs beschriebenen Fall
Es liegt ein Protest zu Grunde. welcher sich heute passiv aggressiv zeigt. Eine Möglichkeit ist
es den Frust anzusprechen, den man fühlt, da man wieder in einer Therapiesitzung ist, die
nichts bringt. Besondere Wirkung hat sich gezeigt, wenn wir die WUT direkt adressieren
können. Natürlich kann es schon helfen, wenn wir uns klar werden können, dass wir oft auf
die Umgebung wütend sind und dies aussprechen können. Wenn jemand stark dissoziiert ist,
dann allerdings wird er diese WUT überhaupt nicht spüren. Spannenderweise sobald aber
diese WUT ausgesprochen ist, wird der Körper direkt mit Entspannung reagieren. Als Therapeut kann es hier wichtig sein, dem Patienten auf die Körper Wahrnehmung zu
sensibilisieren. Allerdings kann es hier auch zuerst zu mehr Stress im Körper führen, falls das
Abwehr System am Werk ist und natürlich absolut vermeiden möchte, dass WUT gespürt
wird. Zur Erinnerung: Als Kind hätte dies eine Gefahr von Beziehungsabbruch bedeutet, was
gleichzustellen ist mit Lebensgefahr, also Sterben! Als zu den Säugetieren gehörende Wesen
hat unser Körper drei mögliche Reaktionen auf Gefahr zur Verfügung: Kampf, Flucht oder
Erstarren (Freeze). Panikattacken sind zum Beispiel ein Zustand des Erstarrens. Beim
Erstarren - Immobilität ist äußerlich ein ruhiger Zustand zu beobachten, während innerlich
der Sympathikus auf Hochtouren arbeitet und gleichzeitig das parasympathische System
hochgefahren ist, was dazu führen kann, dass wir uns kaum oder gar nicht mehr bewegen
können. Innerlich fühlt sich das hoffnungslos an, insbesondere wenn wir äußerlich keine
wirkliche Gefahr erkennen können. Es besteht also eine Diskrepanz zwischen unserem
inneren Erleben und der äußeren Wirklichkeit, was eine Folge von Bindungs-Trauma ist. Hier ist es wichtig als Therapeut nicht darauf hereinzufallen, dass die Person sich
möglicherweise sehr stark dagegen sträubt, sich mit der Wut auseinanderzusetzen. Denn es
ist oft ein Schatten, ein Tabu, und es können viel Scham und Schuldgefühle hochkommen.
Das Ego versucht dies wiederum zu vermeiden.
Es kann sehr sinnvoll sein, den Patienten langsam an die Wut heranzuführen.
Meine innere Struktur ist eher direkt, deshalb stelle ich relativ schnell die Frage an den
Patienten:
Was hältst du eigentlich von der Therapie. Bist du wirklich damit zufrieden?
Ich habe schon oft erlebt, dass hier bereits eine grosse Erleichterung geschieht, wenn der
Patient sagen kann. NEIN, ich bin nicht zufrieden. Das ist ein wichtiger Punkt. Oft werden Menschen mit den oben genannten
Verdrängungsmustern nicht sofort zugeben, dass sie Schwierigkeiten mit der Wut haben.
Deshalb ist es entscheidend, weiter nachzuhaken. Es führt bereits zu einer Veränderung,
wenn die Person sagt, es passt mir nicht. Im Grunde genommen bezieht sich alles auf die
Beziehungsebene und die Aussage des Patienten müsste sein: DU passt mir nicht!
Ich fühle Wut und was du mir anbietest reicht mir nicht! Vielleicht sogar ein ich habe die
Schnauze voll!
Das ist absolut richtig. Als Therapeut ist es wichtig, dies zu 100% annehmen zu können.
Natürlich können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Auswahl der
Fragen oder die Art der Therapie. Dennoch ist von zentraler Bedeutung, dass der Patient
endlich seine Wut auf einen Menschen richten darf, ohne dass es zu einem
Beziehungsabbruch kommt. Diese Tatsache ist enorm bedeutsam und sollte man sich zuerst
einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Es geht hier um die Schaffung eines sicheren Raums, in dem der Patient seine Gefühle
authentisch ausdrücken kann, ohne Angst vor Ablehnung oder Konsequenzen haben zu
müssen.
Je nachdem wie stark die Aggression unterdrückt wurde, macht es besonders Sinn sich auch
um den Körperausdruck zu kümmern.
Von physiologischer Seite hat es sich bewährt, vom Zustand der Immobilität zunächst in den
Angriffsmodus zu wechseln. Hier kann Sinn machen, Körperübungen durchzuführen (bsp.
TRE Trauma Release Exercises), in ein Kissen zu schreien oder mit einem Knüppel auf
gestapelte Kissen zu schlagen. Dadurch kann die Erfahrung gemacht werden, dass es in
Ordnung ist, Aggression im Körper zu spüren. Ein Körper, der niemals Aggression spüren
darf, ist anderen Menschen ausgeliefert, und wir können uns dann auch nicht mental stark
fühlen.
Die Haltung und Aussage des Therapeuten muss hier sein:
Deine WUT und HASS sind hier absolut willkommen! Dies Haltung ist essenziel, als Therapeut muss man damit sein können, also stabil bleiben. Ansonsten ist es wieder eine
Reinszenierung der Kindheit. Ein Umfeld, dass mit Rebellion, Wut und Hass nicht umgehen
kann!
Das bedingt natürlich, dass man selber diese Gefühle integriert hat und die Therapeutenrolle nicht nur dazu benutzt, um eben nicht die eigenen Emotionen und Bedürfnisse spüren zu müssen, da man sich ja um anderer kümmert!
Wir können hier also den Patienten ermutigen, mit dem Gefühl von Wut in Frieden zu
kommen. Einerseits über die Information, wieso Wut und eine gesunde Aggression für jeden
Menschen wichtig ist und anderseits über die direkte Erfahrung, der vollständigen Akzeptanz
im HIER und JETZT, welche eben im Nervensystem noch nicht so abgespeichert war, also
ganz anders verschaltet waren aufgrund der Kindheitserfahrungen.
Die neue Erfahrung ist es, die dann den tatsächlichen Wandel bringt!
Nach und nach kann der Patient diese Kräfte integrieren und wird sich immer seltener
resigniert und ohnmächtig fühlen. Der Prozess kann schnell voranschreiten, dennoch ist es
wichtig, der Integration Zeit und Raum zu geben. Eine umfassendere Ganzheit und Heilung
können erfahren werden, je mehr wir die Emotionen "containen" können, also auf den Ebenen des Körpers, der Emotionen und des Geistes vollständig damit sein können. Dabei ist es wichtig, den eigenen Rhythmus zu respektieren. Es geht nicht um Leistung, sondern um achtsame Annahme. Der Patient kann mehr und mehr erkennen, dass er heute unabhängig von der äußeren Welt
existieren kann und es keine Gefahr mehr darstellt, frei und eigenständig zu sein und
gleichzeitig in Verbindung zu bleiben.
Wo wir als Kinder eine Umwelt gebraucht hätten, die zu 100% auf unsere Bedürfnisse hätte
eingehen können, liegt die Lösung als Erwachsene vor allem darin, dass wir unsere Gefühle
wahrnehmen und lernen, sie zu kommunizieren. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gründe für das mögliche Scheitern von
Therapien und das Ausbleiben von Fortschritten der Mangel an Kontakt, sowohl zu
verdrängten Themen als auch zwischen dem Therapeuten und Patienten ist.
Wiederkehrende Kindheitsszenarien zeigen sich auch in der Therapie! Eine erfolgreiche
Therapie erfordert, dass wir wieder lernen, unsere Gefühle zu erkennen und auszudrücken.
Die Heilung erfordert Geduld und die Bereitschaft, Emotionen auf verschiedenen Ebenen zu
integrieren und diese in Kontakt zu bringen. Es geht nicht um schnelle Lösungen, sondern
um einen einfühlsamen Prozess der Annahme und Integration von Gefühlen. Wichtig ist, egal was in der Vergangenheit war und wie viele Therapien und Methoden nicht
funktioniert haben, dranzubleiben. Ich bin zu 100% überzeugt, dass die richtige Lösung auf
dich wartet. Leider geben viele Menschen auf, weil sie oft nicht die richtigen Informationen
erhalten oder möglicherweise nicht die geeigneten Therapien finden – auch das ist Teil des
Prozesses und der gegenwärtigen Möglichkeiten in der Gesellschaft. Das Bewusstsein
wandelt sich jedoch schnell, und immer mehr Menschen haben Zugang zu den wichtigsten
Ressourcen.
Im wesentliche müssen wir wieder den Mut aufbringen in echten ehrlichen Kontakt
miteinander zu kommen und damit Nähe zuzulassen. Wir sind eine Menschheitsfamilie, und
es ist an der Zeit, uns nicht mehr als Konkurrenten wahrzunehmen, sondern uns gegenseitig
zu unterstützen. Dafür ist es wichtig zu erkennen, welche Gefahren wir noch in unsere
Umgebung projizieren. Als Erwachsene heute haben wir die Fähigkeit, alles zu überprüfen
und selbst zu entscheiden, in welchen Beziehungen wir bleiben wollen.
Definitiv aber, entwickeln wir die meisten Potenziale in Beziehung. Wenn wir uns dabei Frei
und verbunden fühlen!
Jérôme Rey
Traumatherapeut
Nidau / Schweiz, Mai 2024
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