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Wieso Therapie nicht Funktioniert!

Aktualisiert: 8. Juli

Ich möchte dich in diesem Artikel inspirieren. Falls du Therapeut bist, dann kann dir diese

Inspiration helfen zu verstehen, wieso du manchmal mit deinen Klienten / Patienten nicht

weiterkommst. Vielleicht hast du selbst mit deinen Themen bereits viele Therapiesitzungen hinter dir und

den Eindruck, dass dir nichts wirklich geholfen hat. Trotzdem besteht dein Kernproblem

weiterhin und hat sich im Wesentlichen nicht verändert. In diesem Fall könnte dieser Artikel

dir möglicherweise dabei helfen, zu verstehen, was unbewusst in dir wirkt.", besser zu

verstehen.

Ich möchte hier auf ein bestimmtes Muster hinweisen, welches sich doch regelmässig in

ähnlicher Form in meinen Sitzungen und die meiner Kollegen zeigt. Natürlich gibt es etliche

Gründe wieso eine Therapie nicht funktioniert, im Kern wage ich aber zu behaupten, dass

das nur geschieht, wenn in der Therapiesitzung nicht genügend Kontakt hergestellt werden

konnte. Kontakt mit dem meist verdrängten Thema und zwischen dem Patienten und

Therapeuten. Das kann sich zum Beispiel so zeigen:

Du gehst immer wieder in Therapien und am Anfang fühlt es sich gut an, du hast Hoffnung,

dass es jetzt klappen wird, deine Ängste und / oder Körpersymptome. endlich los zu werden.

Möglicherweise hast du sogar den Eindruck, dass du endlich die richtige Person und die

passende Therapiemethode gefunden hast. Du bist bereit, mit dem Therapeuten

zusammenzuarbeiten und folgst seinen Vorschlägen, bist kooperativ und dennoch fragst du

dich immer mehr, ob eigentlich nichts wirklich bei dir hilft.

Es fühlt sich nicht unbedingt falsch an, mit dieser Person zusammenzuarbeiten. Doch du

fragst dich, was du nach jeder Sitzung wirklich mitnehmen kannst und wie es dir tatsächlich

für deine Zukunft helfen wird. Vielleicht kommst du zu dem Schluss, dass mit dir etwas nicht

stimmt, da dich die Therapie zwar berührt, aber in der Tiefe keine wirkliche Veränderung

stattfindet.

Vielleicht fühlst du dich gar nicht mehr wirklich präsent und machst einfach mit, in der

Hoffnung, dass vielleicht doch ein Wunder geschieht. Doch wenn du ganz ehrlich zu dir bist,

stellt sich keine wirkliche Veränderung ein – zumindest nicht die, die du dir erhoffst. Auch

wenn du höchstwahrscheinlich nicht genau weißt, wonach du suchst. Vielleicht verspürst du

ein wenig Erleichterung und Entspannung, aber nicht wirklich mehr. Fühlst du dich also

wieder einmal am falschen Ort? Vielleicht versteht dich die Therapeutin doch nicht wirklich.

An diesem Punkt fühlst du dich sicherlich ohnmächtig, resigniert und möglicherweise immer

mehr depressiv. Als Therapeut begegnen Sie einem Patienten, der äußerst kooperativ ist und seine Probleme

möglicherweise sogar klar schildern kann. Er kennt sich bestens mit seiner eigenen

Geschichte aus, versteht möglicherweise sogar klar, welche Ursachen dahinterstecken, was

in seiner frühen Kindheit geschehen ist, und welche kompensatorischen Maßnahmen er

ergriffen hat und welche Verhaltensweisen aufgrund von unterdrückten Bedürfnissen

erlernt wurden.

Falls sie Hypnosetherapeut sind, fällt ihnen auf, dass die Person ihren Suggestionen folgt, ein guter Rapport besteht und die Sitzung eigentlich erst mal erfolgreich zu Verlaufen scheint. Und auf einmal mitten in der Sitzung oder auch zu Ende stellt der, die Patientin folgende

Fragen:

Ich verstehe und was kann ich den in Zukunft machen, damit es mir besser geht?

Wie kann ich das alles in meinem Alltag umsetzen? Das klingt ja alles sehr gut und was

mache ich jetzt damit?

Manchmal zeigt es sich auch so, dass der Klient, wie alles zu vergessen scheint und immer

wieder fragt um was es eigentlich geht. Und immer wieder dieselbe frage(n) stellt.

Gemeinsam konnten vielleicht Erkenntnisse gewonnen werden, die kurz darauf wieder

vergessen sind. Als Therapeut könnte macht es gar den Anschein, dass einem die Person

absichtlich anlügt. Es ist dann kaum zu glauben, dass alle Erkenntnisse die sich so gut

angefühlt hatten, einfach weg sind!

Klar ist, niemand macht sowas mit Absicht.

Der Patient versucht alles, verliert aber immer mehr die Hoffnung. Was jetzt? Es ist wichtig, an diesem Punkt zu verstehen, dass sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit ein

Kindheitsszenario wiederholt und der Patient wenig Bezug zu seinen Emotionen und den

zugrunde liegenden Bedürfnissen im Hier und Jetzt hat. Als Therapeut könnte man den

Patienten an dieser Stelle fragen: "Wie fühlst du dich gerade? Erlebst du eine Situation, die dir bekannt vorkommt? Hast du in deinem Leben immer wieder das Gefühl gehabt, dass man dich nicht versteht? Wie fühlt sich das gerade für dich an?"

Hier könnte eine Antwort sein:

Ja das kenne ich. Ist immer wieder dasselbe, es scheint wohl nie eine Lösung zu geben. Ich

fühle Trauer und bin wohl wirklich ein hoffnungsloser Fall. Natürlich können auch Antworten kommen wie:

Ja also nein nicht wirklich, ist immer, dass selbe. Ich weiss auch nicht, an was es liegt. Keine

Ahnung was ich noch tun soll.

Es kann gut sein, dass sie sich hier als Therapeut auf einmal ziemlich verloren fühlen und /

oder Wut in ihnen aufsteigt.

Mit etwas Erfahrung ist es hier ziemlich Offensichtlich, was der Patient hier verdrängt.

Es ist eine versteckte Rebellion am Werk, ein unausgesprochener Protest. Wenn wir verstehen, dass hinter fast jedem Problem, hinter jeder Angst, sich unerfüllte

Bedürfnisse verbergen, die oft einen unbewältigten Protest signalisieren. Dies ist uns

meistens unbewusst, weil die Ursache in unseren frühesten Bindungserfahrungen liegt, die

uns das Leben lang prägen.

Kinder deren Kernbedürfnisse wiederholt nicht erfüllt werden, Versperren sich den Zugang

zu Wut, Aggression und Protest. Die Emotion Wut, die über das sympathische Nervensystem

zustande kommt, fühlt sich für ein kleines Kind bedrohlich an. Also richtet es seine Wut nach

innen. Sobald das Kind älter wird, werden Protest und Wut von Resignation und Kollaps

abgelöst. Wenn es dann im erwachsenen Alter zu Wut kommt, sind wir davon abgeschnitten

(dissoziiert) und es bleiben in unserem Erleben, dann nur die Ängste. Patienten / Klienten

werden dann oft in der Lage sein ihre Ängste zu benennen, spüren aber meist absolut keinen Protest in sich, der eigentlich aber zugrunde liegt.

Oft wird dann sogar eher Trauer gefühlt, besonders wenn Trauer vom früheren Umfeld,

besser akzeptiert wurde.

Hier kann man als Therapeut nachfragen. Fühlt sich den die Trauer, befreiend oder

erleichternd an? Meistens wir sich hier ein NEIN oder ein naja es geht so zeigen. Dann

zeichnet sich schon eine klareres Bild ab, um welche unterdrückten Bedürfnisse es sich

handeln könnte.

Es könnte um das Bedürfnis nach Freiheit und Eigenständigkeit gehen. Die Wut könnte eine

Reaktion auf ein Umfeld sein, das Schwierigkeiten hatte, mit der Autonomiebewegung des

Kindes umzugehen. Diese Hypothese müssen wir jedoch unbedingt überprüfen. Wenn ein Kind mit drohendem Bindungsverlust und einem Versagen seiner Umwelt

konfrontiert wird, aktiviert es in Reaktion darauf Protest. Zwar wird es als Kind nie die erste

Wahl sein, wütend auf eine Bezugsperson zu sein, aber die ursprüngliche Absicht hinter dem

Protest ist ja, auf die Umgebung einzuwirken, damit man sich um seine Bedürfnisse

kümmert. Wut ist eine Mitteilung an die Umgebung, um zu zeigen, was da gerade geschieht

ist nicht in Ordnung, ich brauche euch, kümmert euch um mich!

Wenn das Umfeld dann auf die Bedürfnisse, wie zum Bsp. Geborgenheit, also in den Arm

genommen werden oder Unterstützung im Erkunden der Welt, der Eigenständigkeit positiv

reagiert, beruhigt sich das Kind sofort und die Emotionale Reaktion ist damit abgeschlossen.

Sind aber die Bezugspersonen nicht in der Lage mit feinen Antennen auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, war der Protest erfolglos und die Kernbedürfnisse sind nicht erfüllt

geblieben, was das Kind als bedrohlich erlebt. Der Protest kann sich in Aggression und Zorn

steigern, häufiger jedoch gibt das Kind jede Hoffnung auf, dass sich jemand um es kümmern

wird. Es lernt sich von den Kernbedürfnissen und Emotionen, die diese ausdrücken komplett

abzuschneiden.

Die verspürte Wut könnte für das Kind zu überwältigend sein, da es noch wenig

Möglichkeiten hat. eine so hohe Erregung im Sympathischen Nervensystem auszuhalten Erfolgt also auf den Protest keine Reaktion gerät das Kind in eine Zwickmühle. Als Kind sind

wir nicht in der Lage, gleichzeitig Liebe und heftige Wut gegenüber unseren Bezugspersonen zu empfinden. Und Wut auf die Person zu haben, die eigentlich für uns zu sorgen hat, können wir uns nicht leisten. Es würde eine enorme Bedrohung bestehen. Dieses Dilemma wird meist so gelöst, dass sich das Kind von der Wut abspaltet. Es ist besser das nicht liebenswerte Kind von liebevollen Eltern zu sein, als dass Liebe Kind von lieblosen Eltern. Spaltung und eine Identifikation mit dem «bösen Selbst» was sich später als Erwachsene

übrigens als «der Schatten» zeigt, schafft zuerst mal Raum für Hoffnung. Das Kind fängt an

zu denken, wenn ich diese Seite mal loswerde, die meine Bezugspersonen nicht zu mögen

scheinen, werde ich dann vollständig geliebt!

Das Versagen der Umwelt, wird als eigenes Versagen interpretiert und dies führt als

Schutzstrategie zu einer schambasierten Identifikation.

Zu diesem auf Scham basierter Identifikation gehört die Abspaltung von Erfahrungen und

das Verbannen aus dem Bewusstsein. Selbstbeschämung ist ein parasympatisch dominierter

Prozess. Daraus entstehen dann diverse Verhaltensweisen des Ein- und Ausagierens.

Das Einagieren zeigt sich dann als eigen Kritik, Selbstbeschämung, Selbsthass, Co-

Abhängigkeit. Es wird nach und nach gelernt die Bedürfnisse der Umgebung zu erfüllen.

Ausagieren kann sich zeigen mit, Angriff, manipulativem Verhalten und Kontrollzwang. In den oben beschriebenen Beispielen wird offensichtlich, dass sie auf der Unterdrückung

von Wut basieren und Verhaltensweisen des Rückzugs zur Folge haben. Manchmal kann es

auch zwischen beiden pendeln. Sicher ist, dass der Patient einen negativen Bezug zur Wut

haben wird und dies höchstwahrscheinlich auch äußern wird.


Es kann sein, dass die Person schon etliche Sachen ausprobiert hat. Viele spirituelle Retreat

um endlich ein reines Herz zu haben und nur noch Liebe zu spüren und dieses komische

Grundgefühl loszuwerden. Falls die Person oft ausagiert, dann ist ihr bewusst, dass sie oft

wütend ist und möchte jetzt endlich diese Wut loswerden. Das funktioniert dann für eine

Weile, in transzendierenden Erfahrungen und oder einfach in Gruppen wo zusammen

gesungen und meditiert wird. Und das fühlt sich dann sowas von richtig an! Zurück im

Alltag, gibt es Streit mit dem Partner oder einfach so ein grosses Gefühl von Niemand

versteh mich, Ich fühle mich Alleine! In beiden Fällen, also ob Ein oder Ausagiert wird, ist dies eine Folge der Abspaltung zur

inneren gesunden Aggression!

Für die Heilung geht es geht darum wieder in einem gesunden Masse mit WUT und gar HASS in Verbindung zu kommen.

Zurück zum eingangs beschriebenen Fall

Es liegt ein Protest zu Grunde. welcher sich heute passiv aggressiv zeigt. Eine Möglichkeit ist

es den Frust anzusprechen, den man fühlt, da man wieder in einer Therapiesitzung ist, die

nichts bringt. Besondere Wirkung hat sich gezeigt, wenn wir die WUT direkt adressieren

können. Natürlich kann es schon helfen, wenn wir uns klar werden können, dass wir oft auf

die Umgebung wütend sind und dies aussprechen können. Wenn jemand stark dissoziiert ist,

dann allerdings wird er diese WUT überhaupt nicht spüren. Spannenderweise sobald aber

diese WUT ausgesprochen ist, wird der Körper direkt mit Entspannung reagieren. Als Therapeut kann es hier wichtig sein, dem Patienten auf die Körper Wahrnehmung zu

sensibilisieren. Allerdings kann es hier auch zuerst zu mehr Stress im Körper führen, falls das

Abwehr System am Werk ist und natürlich absolut vermeiden möchte, dass WUT gespürt

wird. Zur Erinnerung: Als Kind hätte dies eine Gefahr von Beziehungsabbruch bedeutet, was

gleichzustellen ist mit Lebensgefahr, also Sterben! Als zu den Säugetieren gehörende Wesen

hat unser Körper drei mögliche Reaktionen auf Gefahr zur Verfügung: Kampf, Flucht oder

Erstarren (Freeze). Panikattacken sind zum Beispiel ein Zustand des Erstarrens. Beim

Erstarren - Immobilität ist äußerlich ein ruhiger Zustand zu beobachten, während innerlich

der Sympathikus auf Hochtouren arbeitet und gleichzeitig das parasympathische System

hochgefahren ist, was dazu führen kann, dass wir uns kaum oder gar nicht mehr bewegen

können. Innerlich fühlt sich das hoffnungslos an, insbesondere wenn wir äußerlich keine

wirkliche Gefahr erkennen können. Es besteht also eine Diskrepanz zwischen unserem

inneren Erleben und der äußeren Wirklichkeit, was eine Folge von Bindungs-Trauma ist. Hier ist es wichtig als Therapeut nicht darauf hereinzufallen, dass die Person sich

möglicherweise sehr stark dagegen sträubt, sich mit der Wut auseinanderzusetzen. Denn es

ist oft ein Schatten, ein Tabu, und es können viel Scham und Schuldgefühle hochkommen.

Das Ego versucht dies wiederum zu vermeiden.

Es kann sehr sinnvoll sein, den Patienten langsam an die Wut heranzuführen.

Meine innere Struktur ist eher direkt, deshalb stelle ich relativ schnell die Frage an den

Patienten:

Was hältst du eigentlich von der Therapie. Bist du wirklich damit zufrieden?

Ich habe schon oft erlebt, dass hier bereits eine grosse Erleichterung geschieht, wenn der

Patient sagen kann. NEIN, ich bin nicht zufrieden. Das ist ein wichtiger Punkt. Oft werden Menschen mit den oben genannten

Verdrängungsmustern nicht sofort zugeben, dass sie Schwierigkeiten mit der Wut haben.

Deshalb ist es entscheidend, weiter nachzuhaken. Es führt bereits zu einer Veränderung,

wenn die Person sagt, es passt mir nicht. Im Grunde genommen bezieht sich alles auf die

Beziehungsebene und die Aussage des Patienten müsste sein: DU passt mir nicht!

Ich fühle Wut und was du mir anbietest reicht mir nicht! Vielleicht sogar ein ich habe die

Schnauze voll!

Das ist absolut richtig. Als Therapeut ist es wichtig, dies zu 100% annehmen zu können.

Natürlich können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Auswahl der

Fragen oder die Art der Therapie. Dennoch ist von zentraler Bedeutung, dass der Patient

endlich seine Wut auf einen Menschen richten darf, ohne dass es zu einem

Beziehungsabbruch kommt. Diese Tatsache ist enorm bedeutsam und sollte man sich zuerst

einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Es geht hier um die Schaffung eines sicheren Raums, in dem der Patient seine Gefühle

authentisch ausdrücken kann, ohne Angst vor Ablehnung oder Konsequenzen haben zu

müssen.

Je nachdem wie stark die Aggression unterdrückt wurde, macht es besonders Sinn sich auch

um den Körperausdruck zu kümmern.

Von physiologischer Seite hat es sich bewährt, vom Zustand der Immobilität zunächst in den

Angriffsmodus zu wechseln. Hier kann Sinn machen, Körperübungen durchzuführen (bsp.

TRE Trauma Release Exercises), in ein Kissen zu schreien oder mit einem Knüppel auf

gestapelte Kissen zu schlagen. Dadurch kann die Erfahrung gemacht werden, dass es in

Ordnung ist, Aggression im Körper zu spüren. Ein Körper, der niemals Aggression spüren

darf, ist anderen Menschen ausgeliefert, und wir können uns dann auch nicht mental stark

fühlen.

Die Haltung und Aussage des Therapeuten muss hier sein:

Deine WUT und HASS sind hier absolut willkommen! Dies Haltung ist essenziel, als Therapeut muss man damit sein können, also stabil bleiben. Ansonsten ist es wieder eine

Reinszenierung der Kindheit. Ein Umfeld, dass mit Rebellion, Wut und Hass nicht umgehen

kann! Das bedingt natürlich, dass man selber diese Gefühle integriert hat und die Therapeutenrolle nicht nur dazu benutzt, um eben nicht die eigenen Emotionen und Bedürfnisse spüren zu müssen, da man sich ja um anderer kümmert!

Wir können hier also den Patienten ermutigen, mit dem Gefühl von Wut in Frieden zu

kommen. Einerseits über die Information, wieso Wut und eine gesunde Aggression für jeden

Menschen wichtig ist und anderseits über die direkte Erfahrung, der vollständigen Akzeptanz

im HIER und JETZT, welche eben im Nervensystem noch nicht so abgespeichert war, also

ganz anders verschaltet waren aufgrund der Kindheitserfahrungen.

Die neue Erfahrung ist es, die dann den tatsächlichen Wandel bringt!

Nach und nach kann der Patient diese Kräfte integrieren und wird sich immer seltener

resigniert und ohnmächtig fühlen. Der Prozess kann schnell voranschreiten, dennoch ist es

wichtig, der Integration Zeit und Raum zu geben. Eine umfassendere Ganzheit und Heilung

können erfahren werden, je mehr wir die Emotionen "containen" können, also auf den Ebenen des Körpers, der Emotionen und des Geistes vollständig damit sein können. Dabei ist es wichtig, den eigenen Rhythmus zu respektieren. Es geht nicht um Leistung, sondern um achtsame Annahme. Der Patient kann mehr und mehr erkennen, dass er heute unabhängig von der äußeren Welt

existieren kann und es keine Gefahr mehr darstellt, frei und eigenständig zu sein und

gleichzeitig in Verbindung zu bleiben.

Wo wir als Kinder eine Umwelt gebraucht hätten, die zu 100% auf unsere Bedürfnisse hätte

eingehen können, liegt die Lösung als Erwachsene vor allem darin, dass wir unsere Gefühle

wahrnehmen und lernen, sie zu kommunizieren. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gründe für das mögliche Scheitern von

Therapien und das Ausbleiben von Fortschritten der Mangel an Kontakt, sowohl zu

verdrängten Themen als auch zwischen dem Therapeuten und Patienten ist.

Wiederkehrende Kindheitsszenarien zeigen sich auch in der Therapie! Eine erfolgreiche

Therapie erfordert, dass wir wieder lernen, unsere Gefühle zu erkennen und auszudrücken.

Die Heilung erfordert Geduld und die Bereitschaft, Emotionen auf verschiedenen Ebenen zu

integrieren und diese in Kontakt zu bringen. Es geht nicht um schnelle Lösungen, sondern

um einen einfühlsamen Prozess der Annahme und Integration von Gefühlen. Wichtig ist, egal was in der Vergangenheit war und wie viele Therapien und Methoden nicht

funktioniert haben, dranzubleiben. Ich bin zu 100% überzeugt, dass die richtige Lösung auf

dich wartet. Leider geben viele Menschen auf, weil sie oft nicht die richtigen Informationen

erhalten oder möglicherweise nicht die geeigneten Therapien finden – auch das ist Teil des

Prozesses und der gegenwärtigen Möglichkeiten in der Gesellschaft. Das Bewusstsein

wandelt sich jedoch schnell, und immer mehr Menschen haben Zugang zu den wichtigsten

Ressourcen.

Im wesentliche müssen wir wieder den Mut aufbringen in echten ehrlichen Kontakt

miteinander zu kommen und damit Nähe zuzulassen. Wir sind eine Menschheitsfamilie, und

es ist an der Zeit, uns nicht mehr als Konkurrenten wahrzunehmen, sondern uns gegenseitig

zu unterstützen. Dafür ist es wichtig zu erkennen, welche Gefahren wir noch in unsere

Umgebung projizieren. Als Erwachsene heute haben wir die Fähigkeit, alles zu überprüfen

und selbst zu entscheiden, in welchen Beziehungen wir bleiben wollen.

Definitiv aber, entwickeln wir die meisten Potenziale in Beziehung. Wenn wir uns dabei Frei

und verbunden fühlen!

Jérôme Rey

Traumatherapeut

Nidau / Schweiz, Mai 2024


Quellen und Buchempfehlungen:

NARM Praxisbuch Entwicklungstrauma heile von Laurence Heller und Brad J. Kammer

Der Vagus Schlüssel zur Traumaheilung von Gopal Norbert Klein

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