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Verletzlichkeit – Der Schlüssel zu echten, tiefen Verbindungen


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Die Verletzlichkeit und unsere Bindungs- und Beziehungsfähigkeit sind tief verwurzelte

menschliche Eigenschaften, die eng miteinander verknüpft sind und einen bedeutenden

Einfluss auf unsere Selbstwahrnehmung, unser Selbstvertrauen, letztlich auf alle Aspekte

unseres Lebens haben. Diese eng miteinander verknüpften Eigenschaften unseres

emotionalen und sozialen Lebens sind von zentraler Bedeutung für unsere Fähigkeit,

authentische und tiefe Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen und auch um uns

selbst, verbunden und frei zu erleben. Verletzlichkeit

Verletzlichkeit bezieht sich auf die Bereitschaft, sich selbst und seine inneren Gefühle und

Bedürfnisse offen und ehrlich anderen gegenüber zu zeigen, was für das Verständnis und die

Akzeptanz in Beziehung von entscheidender Bedeutung ist. Es erfordert aber auch Mut, sich in dieser Weise zu öffnen, da es immer das Risiko gibt, (wieder) verletzt oder enttäuscht zu

werden.


Bindung und Beziehung

Unsere Beziehungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, enge und gesunde Bindungen zu

anderen Menschen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Sie basiert auf Vertrauen, Empathie

und der Fähigkeit, sich in die Gefühle und Bedürfnisse anderer einzufühlen. Eine starke

Bindungsfähigkeit ermöglicht es uns, Beziehungen zu pflegen, die erfüllend und stabil sind.

Als Menschen gehören wir zu der Gattung der Säugetiere, welche nicht als Einzelgänger ihre

höchste Potenziale entfalten. Wir sind Wesen, welche in Kooperation auf allen Ebenen am

besten funktionieren. Um unsere Potenziale aber vollständig ausschöpfen zu können,

brauchen wir sichere Bindungen. Eine starke Bindungsfähigkeit erlaubt es uns, uns auf

andere Menschen zu verlassen und Unterstützung in Zeiten der Not zu finden. Wurden

diese Bindungserfahrungen in der Kindheit nicht ausreichend erlebt, was bei ganz vielen

Menschen der Fall ist, so befinden wir uns (meist unterbewusst) in einem ständigen

Überlebenskampf. Stress, Unruhe, Depression, Burnout, Panikattacken, Sinnlosigkeit

körperliche Beschwerden u.v.m können davon die Folge sein. Verletzlichkeit ist ein Schlüssel, um uns von Leiden zu befreien und in unsere natürliche

Lebenskraft zu kommen!


Allerdings hat unsere Verletzlichkeit sowohl eine heilsame als auch eine

herausfordernde Dimension.

Wir spüren oft eine gewisse Ambivalenz, da die Verletzlichkeit eng mit der Erinnerung an

frühere Traumata verknüpft ist, weshalb wir uns heute noch, oft unbewusst von Gefühlen und

Bedürfnissen abspalten. Dies kommt daher, dass wir zu einem früheren Zeitpunkt unseres

Lebens die Erfahrung gemacht haben, dass wir mit bestimmten Bedürfnissen und Emotionen,

nicht willkommen sind.

Die Kunst liegt heute, im HIER UND JETZT wieder mit unserer Verletzlichkeit und die

dahinterliegenden Bedürfnisse in Kontakt zu kommen und dies in einer sicheren

Umgebung mitzuteilen. Mit dieser neuen Erfahrung können wir wertvolle Lebensenergie

zurückgewinnen, unsere Selbstwirksamkeit stärken und somit unsere Verletzlichkeit als

eine Quelle der Stärke nutzen, die uns ermöglicht ein erfülltes und authentisches Leben zu

führen. Verletzlichkeit als Grundlage zur Beziehungsfähigkeit

1. Authentizität: Verletzlichkeit erlaubt es uns, die Masken fallen zu lassen, authentisch

zu sein, unsere wahren Gedanken und Gefühle mitzuteilen, anstatt uns hinter einer

Fassade zu verstecken.

2. Emotionale Intimität: Verletzlichkeit ist der Schlüssel zur emotionalen Intimität.

Wenn wir uns öffnen und unsere tiefsten Emotionen teilen können, schaffen wir eine

tiefere Verbindung zu unserem Partner. Dies ermöglicht es uns, uns verstanden und

unterstützt zu fühlen.

3. Kommunikation: Verletzlichkeit ist der Schlüssel in der Kommunikation. Es

ermöglicht uns offen und ehrlich über unsere Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen zu

sprechen. Dies wiederum fördert eine gesunde und effektive Kommunikation in

Beziehung.

Herausforderungen der Verletzlichkeit in Beziehungen:


1. Angst davor abgelehnt, ignoriert oder verlassen zu werden: Viele Menschen

fürchten sich davor sich verletzlich zu zeigen, da sie meist unbewusst Angst vor

Ablehnung und Ausgrenzung haben. Die Angst vor dem Verlassen werden und die

Angst vor Ausgrenzung ist ein tiefes Gefühl, das in unserer evolutionären

Geschichte verwurzelt ist. Für unsere Ahnen, war es in der Vergangenheit

überlebenswichtig, in der Gemeinschaft akzeptiert und nicht

ausgeschlossen zu werden. Als Kind erleben wir es genauso. Wir können nicht

einfach unsere Familie und unser Umfeld eigenständig ändern. Deswegen ist tief in

unserem Unterbewusstsein Verlassen werden mit Sterben assoziiert. Wir alle kennen

die Angst vor dem Verlassen werden. Falls diese aber mit Lebensgefahr verschaltet

ist, dann fehlt es uns im Leben an Abgrenzung. Wir wagen nicht oder nur wenig eine

eigene Meinung zu bilden und unsere Grenzen mitzuteilen. Auf der Gefühlsebene

sind wir von der Wut und natürlichen Lebensfreude abgeschnitten.


2. Angst dominiert oder manipuliert zu werden: wir können uns auch fürchten unsere

Verletzlichkeit mitzuteilen, wenn wir uns bewusst oder unbewusst vor Manipulation

oder Dominanz schützen wollen. Dies führt oft dazu, dass wir keine Bedürftigkeit

oder Schwäche zulassen können. Auf der Emotionalen Ebene verdrängen wir die

Gefühle von Trauer und Einsamkeit.


3. Verletzlichkeit erfordert Mut: Sich verletzlich zu zeigen, erfordert Mut. Es kann sich

total falsch anfühlen, zu unseren Gefühlen zu stehen. Scham und Schuldgefühle

treten in Zusammenhang mit unseren natürlichen Bedürfnissen nach Nähe und

Freiheit auf. In diesem Falle sprechen wir in der Traumatherapie von toxischer Scham

und Schuld. Darunter liegt immer ein positives Bedürfnis, welches in der Kindheit

nicht gesehen oder akzeptiert wurde und wir es aufgrund dessen heute selber nicht

zulassen. Es kann also zuerstmal unangenehm und beängstigend erscheinen,

aber die Belohnungen in Form von tiefen und erfüllenden Beziehungen

sind es wert.


4. Vertrauen als Grundlage: Vertrauen ist eine unverzichtbare Grundlage für

gesunde Beziehungen. Verletzlichkeit und Vertrauen gehen Hand in Hand

Wenn wir uns verletzlich zeigen und unsere intimsten Gedanken teilen,

bauen wir Vertrauen in unsere Beziehung auf.

Ausführliche wissenschaftliche Studien über den Zusammenhang von sicherer Bindung

Selbstwahrnehmung, Selbstwert und die Fähigkeit von sozialem Kontakt liefert uns die

Polyvagaltheorie von Steven Porges. Sie bietet uns eine wertvolle neurophysiologische

Grundlage unseres Beziehung und Kontakt Erlebens.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Verletzlichkeit ein Schlüssel zur

Beziehungsfähigkeit ist. Sie erlaubt es uns, tiefere und bedeutungsvollere Verbindungen zu

anderen Menschen aufzubauen, sei es in romantischen Beziehungen, Freundschaften

Business- oder Familienbeziehungen. Es erfordert Mut, sich verletzlich zu zeigen, aber die

Belohnungen sind die Stärkung von Vertrauen, Intimität und gegenseitiges Verständnis in

unseren Beziehungen.

Um unsere höheren Potenziale als Menschen zu entfalten, eine Gesellschaft des Friedens

und der Liebe zu gestalten und unsere Umwelt zu schützen, sollten wir uns verstärkt auf die

Entwicklung unserer zwischenmenschlichen Fähigkeiten konzentrieren. Personen, die in der

Lage sind, ihre eigenen Emotionen und die anderer Menschen zu verstehen, zeigen

automatisch mehr Respekt füreinander leben in größerem Frieden und schätzen das

Geschenk des Lebens mehr. In dieser Zeit des großen Wandels wird immer offensichtlicher,

dass die alten Herangehensweisen uns leiden lassen. Wir sind aufgefordert, uns von den

alten Machtkämpfen zu lösen, sodass wir nicht länger im ständigen Konflikt miteinander

stehen, sondern erkennen, dass wir unsere volle Potenzialentfaltung am besten durch

Kooperation erreichen können. Anstelle von Wettbewerb und Überlebenskampf können wir

uns auf ein achtsames Miteinander ausrichten. Diese intensive und unglaublich spannende

TransformationZeit, lädt uns ein unseren Platz im «Grossen Ganzen» als wunderbare,

fühlende, kreative, schöpfende und kooperative Wesen zu entdecken und zu entfalten!

September 2023, Jérôme Rey

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